Das „Deutsch-türkische Journal“ hat jetzt die Frage gestellt, welcher Döner am besten schmecke und einen türkisch-deutschen Döner Krieg an die Wand gemalt.
Als populärstes deutsches Fastfood Gericht gebe es den Döner auch in der Türkei, aber in Deutschland schmecke er eben anders, so dass Journal. Bei ihrer ersten Reise nach Deutschland habe auch die Journalistin Zeynep Kilic diese Erfahrung gemacht. Sie habe vor acht Jahren, als sie das erste Mal in Deutschland war, nicht verstehen können, warum jeder unbedingt wollte, dass sie einen Döner probieren sollte. Alle hätten darauf geschworen, dass dieser viel besser als in der Türkei schmecke.
Kilic sei dann in einen Berliner Döner Imbiss gegangen, wo ihr der Verkäufer versichert habe, dass es solch einen leckeren Döner in ganz Istanbul nicht geben würde. In Istanbul bestehe der Döner aus wenig Salat und einigen Stücken Fleisch, in Berlin bekam man hingegen viel mehr Salat, Fleisch und Brot, außerdem unterschiedliche Saucen. Bezüglich des Geschmacks, sei es für Kilic schwer zu sagen gewesen, ob der Döner nun schlecht oder gut war, er habe einfach anders geschmeckt. Kilic glaubt, dass es damit zu tun habe, dass man eben jenen Döner präferiere, an die man sich gewöhnt hat. Es sei jedoch nicht verwunderlich, dass Liebhaber des Essens den deutschen Döner präferieren.
Das Journal stellt die Frage, wie es sein könne, dass diese beiden unterschiedlichen Döner so total anders schmecken. Yilmaz Baltaci hat mit diesem Thema einige Erfahrungen. Zwischen 2002 und 2008 lebte der 30-jährige in Deutschland und stieg – wie viele seiner Landsleute in Deutschland – auch in die Gastronomiebranche ein. Für Türken bedeute dies oft, einen Döner Laden aufzumachen. So offerierte Baltaci sechs Jahre lang nicht nur Döner, sondern auch Pizza. Dann musste er in die Türkei zurück, um seinen Wehrdienst abzuleisten. Dort erfüllte Baltaci sich einen lang gehegten Traum und eröffnete einen Döner Laden in Taksim, wo er seinen türkischen Landsleuten einen deutschen Döner vorstellte, den er als den „echten“ Döner betitelte. Er nannte sein Geschäft „Berlin Döner“, die Pita-Tasche wurde dort neben dem Fleisch auch noch mit zahlreichen Gemüsesorten und zwölf unterschiedlichen Saucen gefüllt.
Dem deutschen Döner Konzept blieb Baltaci insofern treu, als dass er das Fladenbrot mit viel Gemüse und Fleisch offerierte. Die deutsch-türkische und deutsche Gemeinde, die in Istanbul zuhause ist, liebte seinen Döner, Ur-Türken hingegen konnten mit der deutschen Variante nichts anfangen. „Das ist Salat, das ist kein Döner! Was hat Rotkraut in einem Döner verloren?!“, bekam Baltaci oft zu hören. Nach dieser Kritik widmete er seinen Laden in „Berlin Pizza“ um.
Über die Döner Kritik ist er allerdings immer noch nicht hinweg und erklärt, dass die Leute in Istanbul Angst davor zu haben scheinen, Fleisch in Brot zu packen. Baltaci verstehe zwar, dass das Fleisch dort teuer sei, doch was sei eigentlich mit Hühnchen? Das sei nicht teuer und dennoch täten sie nicht viel davon ins Brot. Außerdem achte Baltaci sehr auf Hygiene, er habe die Saucen vernünftig abgedeckt, doch auch das sei seinen Kunden egal gewesen, stattdessen hätten sie Döner Läden frequentiert, wo alles mit Abgasen verdreckt gewesen sei, von tausenden Autos, die täglich an den Buden vorbei führen.
Baltaci findet aber auch, dass der Döner zu einem deutschen Nationalgericht geworden sei. „Er steht an der Spitze bei den Fastfood-Anhängern“, so Baltaci. „Ich habe sechs Jahre lang in der Döner Branche gearbeitet, Deutsche machten die Hauptzahl meiner Kunden aus.“
Der Döner habe in der deutschen Küche auf jeden Fall seinen Platz gefunden, meint Gürsel Ülber, Sprecher der Stiftung für türkische Döner Hersteller in Europa (ATDID). Ülber ist überzeugt, dass die Döner Branche in Europa pro Jahr zwischen 3 und 3,5 Milliarden € umsetze. „Allein in Berlin gibt es über 1.200 Imbisse, die Döner anbieten. Schließlich ist in Deutschland der Döner ja noch beliebter als der Hamburger. Ich glaube aber nicht, dass der Döner in der Türkei schlechter schmeckt als in Deutschland. Es gibt natürlich große Unterschiede. In der Türkei ist das Fleisch viel dunkler als in Deutschland. In Deutschland werden alle Arten von scharfen Saucen und Joghurt verwendet, da es besser in den europäischen Speiseplan passt.“
Ferner differierten auch die Brotsorten in beiden Ländern. Ülber: „In der Türkei wird Ofen gebackenes Brot verwendet, in Deutschland oft eines, das man in der Türkei ‚Ramadanpide‘ nennen würde, welches man in zwei Hälften teilt. Beide Länder eint, dass das Brot stets geröstet wird. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass der eine Döner besser schmeckt als der andere, sondern lediglich, dass sich jeder Döner Budenbesitzer nach dem Geschmack seiner Kunden richten muss.“
Auch der Frage, ob der Döner durch Türken tatsächlich in den 1970er Jahren nach Deutschland gebracht worden sei, beschäftigt das Journal. Viele meinen dahingehend, dass es in der Türkei den Döner schon seit dem 19. Jahrhundert gebe. Er sei unter dem Namen „Iskender Kebab“ besser bekannt gewesen. Die Gegenseite jedoch behauptet, dass die Türken, die nicht in ihre Heimat lebten, den Döner ins Leben gerufen haben sollen.
Ülber versucht aufzuklären. „Das stimmt selbstverständlich nicht. Bereits vor den 1970er Jahren muss die Anfangshistorie des Döners verordnet werden, sie geht bis in die 1950er Jahre zurück. Allerdings ist auch richtig, dass der Döner in jener Variante, wie man ihn aus Deutschland kennt, halt nicht türkisch, sondern eben typisch deutsch ist.“